Bericht der Vorsitzenden über Arbeit des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Augsburg

"Breit gefächert und sehr intensiv"

Die Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz berichtete bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Augsburg am 26./27. April 2024 von der Arbeit des Diözesanrates im letzten halben Jahr. Diese war breit gefächert und sehr intensiv.

Weltsynode – Synodalität

Nach dem sehr anschaulichen Bericht von Bischof Bertram von der Weltsynode im vergangenen November hatten die Gläubigen bis 15. März die Möglichkeit der Beteiligung. Grundsätzlich war das Echo eher gering. Aus den Rückmeldungen entwickelte eine feste Gruppe – Frau Kofend und Frau Alletsee für den Diözesanrat, Herr Öxler, Frau Enzinger, Herr Stegmair, Herr Dr. Michel und Frau Maucher – einen fünfseitigen Text, der über die DBK in die Rückmeldung für die Weltsynode im Herbst 2024 Eingang findet. 

Die Rückmeldungen spiegelten ein breites Stimmungsbild wider, das von Hoffnung und Liebe zur Kirche bis zu Frustration und Sorge reichte. Zu den bedeutendsten Themen gehörte „Frauen im Leben und in der Sendung der Kirche“. Der gleichberechtigten Beteiligung im Leben der Kirche, an Leitung und Entscheidung wird Bedeutung zugemessen. Begründet wird dies u.a. damit, dass überwiegend Frauen das kirchliche Leben vor Ort tragen, also durch einen sozial-praktischen Aspekt, aber auch spirituell-theologisch, da sowohl Mann als auch Frau die Ebenbildlichkeit Gottes spiegeln und die Einbringung der Charismen nicht an ein Geschlecht gebunden ist. 

Ein weiterer Gedanke betritt die authentische Feier der Liturgie. Wichtig sind eine zeitgemäße liturgische Sprache und der Bezug zum Leben der heutigen Menschen. Den Glauben in verschiedenen Formen und an verschiedenen Orten zu feiern, spielt eine wesentliche Rolle.

Das Gemeindeleben wird bereichert und kann auch differenziert vor Ort aufrechterhalten werden, wenn die Gläubigen mehr Verantwortung dafür übernehmen dürfen und darüber hinaus die Menschen durch niederschwellige Angebote mitgenommen werden. 

Transparenz und Rechenschaftspflicht für alle, die in der Kirche ein Amt ausüben, wird für alle Ebenen gefordert. 

Das authentische Vorleben einer christlichen Grundhaltung soll Macht und Machtmissbrauch sowie jeder Art von Klerikalismus entgegenwirken und die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Kirche stärken. 

Darüber hinaus soll der Dialog über kontroverse lehrmäßige, pastorale und ethische Themen fortgesetzt werden. 

Beleuchtet wurden außerdem folgende Fragen: Wie können wir eine synodale Kirche in der Sendung sein? Wie kann die differenzierte Mitverantwortung aller Glieder des Volkes Gottes für die Sendung gestärkt werden? Wie kann ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Kirche als Ganzer und den Ortskirchen? 

All diese Gedanken und Rückmeldungen gehen ein in die Erklärung der DBK zum dritten Treffen der Weltsynode in Rom im kommenden Oktober. 

„Synodalität“ war auch das Thema eines für die Arbeit in den Pfarrgemeinden veröffentlichten Arbeitspapiers der AG Synodalität im Diözesanrat: Von der Wortbedeutung „Weggemeinschaft“ (griech. syn-hodos) ausgehend, über das Aufeinander-Hören und den synodalen Dialog, reicht es bis zum gemeinsamen synodalen Handeln in den Pfarrgemeinden. 

„Synodalität interkonfessionell“, d.h. die Erfahrung verschiedener christlicher Konfessionen mit „Synodalität“ war das Thema eines hochinteressanten Gesprächsabends, zu dem der Sachausschuss „Ökumene und interreligiöser Dialog“ am 25. Januar eingeladen hate. 

Dass Synodalität auch ein Thema in den Pfarreien ist, belegt die Anfrage aus der PG Dietkirch an mich, in der Pfarrei St. Laurentius Agawang eine Fastenandacht mit Ansprache zum Thema „Synodalität“ zu gestalten, der ich gerne nachgekommen bin. 

Priorisieren und Finanzieren 

Die aufgrund rückläufiger Kirchensteuer-Einnahmen zurückgehenden finanziellen Mittel machen auch vor unserer Diözese nicht Halt. So sollen für den künftigen Doppelhaushalt ca. 70 Millionen Euro und bis 2030 ca. 180 Millionen Euro eingespart werden. Um dieser Problematik verantwortungsvoll zu begegnen, wurde der Prozess „Priorisieren und Finanzieren“ angestoßen. Hier sollen strategische Grundlinien für eine zukunftsfähige Ausrichtung der Diözese erarbeitet werden. 

Der Diözesanrat wurde als sog. Resonanzgruppe hinzugezogen. Inzwischen fanden drei Treffen des um die Dekanatsvertreter erweiterten Vorstandes stat. 

Positiv erscheint, dass die kleinteiligen Strukturen, also Kirche nahe bei den Menschen, in unserer Diözese erhalten bleiben sollen. Viele Fragen stellen sich jedoch im Zusammenhang mit dem Begriff „Budgetierung“. 

Dies sind die beiden großen Felder - Pastoral und Finanzen -, die es sowohl im Bereich der Strukturen als auch im Zuge des Einsparens behutsam und klug auszugestalten gilt. Klar wurde, dass im Bereich der Ehrenamtlichen nicht gespart werden darf, zumal die Kirche der Zukunft noch mehr von Ehrenamtlichen getragen werden wird. Aus diesem Grund sind wir überzeugt, dass die große Kompetenz im Diözesanrat nicht nur als Resonanzgruppe, sondern auch lösungsorientiert zum Tragen kommen muss. 

Lebensschutz vom Anfang bis zum Ende 

Unter dem Titel „Lebenswert am Lebensende - eine Debate um den assistierten Suizid“ beleuchteten der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und der ehemalige Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Herr Klaus Holetschek sowie Herr Dr. Dr. Eckhard Eichner, der leitende Mediziner der Augsburger Palliativversorgung, das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Moderiert wurde die Diskussion von Frau Prof. Dr. Gerda Riedl, der Leiterin der Hauptabteilung „Grundsatzfragen“. 

Nach der Empfehlung der „Kommission zur Reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ vom 15. April, Abtreibung außerhalb des Strafgesetzbuches zu stellen und den § 218 StGB zu streichen, habe ich mich als Vorsitzende zum Thema Menschenwürde und Recht auf Leben wie folgt geäußert: Das ersatzlose Streichen von Abtreibung aus dem Strafrecht ist unvereinbar mit der Verpflichtung des Staates zum Schutz des Lebens, dem Recht auf Leben und der Unantastbarkeit der Menschenwürde (Vgl. hierzu die Artikel 1 und 2 des Grundgesetztes). Des Weiteren ist die in § 219 StGB festgelegte Beratungspflicht nicht nur zumutbar, sondern für Frauen im Konflikt eine echte Hilfestellung. Sie muss deshalb beibehalten werden. 

Diskussion um die Aufklärung sexuellen Missbrauchs 

Zwei der drei unabhängigen Ansprechpersonen für die Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum werden Ende April ihr Amt niederlegen. 

Der Diözesanrat nimmt den Rücktritt von Frau Angelika Hauser und Herrn Rupert Membarth mit Bedauern zur Kenntnis. Mit der Erweiterung des Kreises von Ansprechpersonen für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt an Minderjährigen und schutz- bzw. hilfebedürftigen Erwachsenen im Jahr 2022 beschritt das Bistum Augsburg einen wichtigen und richtigen Weg. 

Auch begrüßten wir die im vergangenen November in Auftrag gegebene Studie von Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die nun im Raum stehenden Vorwürfe beziehen sich aus unserer Sicht auf Modi der Zusammenarbeit zwischen den drei Akteuren „Ansprechpersonen für Missbrauch“, zu denen Frau Hauser und Herr Membarth und eine weitere Person gehören, der „unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum“ und der Bistumsleitung. Daneben geht es um datensensible Einsichtnahme in Akten, die strengen Richtlinien unterliegen. 

Der Diözesanrat als oberstes Laiengremium hat ein großes Interesse an einer intensiven und reibungslosen Zusammenarbeit dieser drei Akteure und aller Verantwortlichen, damit Betroffenen schnellstmöglich und umfänglich geholfen werden kann. Die jetzige Situation sollte daher im Dialog mit allen Beteiligten geklärt und Unstimmigkeiten ausgeräumt werden. 

Der Vorstand des Diözesanrats hat sich seinerseits kürzlich in einer Vorstandssitzung von Vertretern des Unabhängigen Betroffenenbeirates informieren lassen. Dabei ging es um Möglichkeiten von betroffenensensibler Pastoral auf der Ebene von Pfarrgemeinden und die Präsenz von haupt- und ehrenamtlichen Ansprechpersonen vor Ort. 

Veröffentlichungen zur Krankenhausreform und zur Kürzung der Religionsstunden 

Auf große Resonanz stieß das vom Sachausschuss „Arbeitswelt, Wirtschaft und Soziales“ verfasste Positionspapier zur Krankenhausreform „Rettung der Krankenhäuser und Gewährleistung einer flächendeckenden Versorgung“. Dabei setzt sich der Diözesanrat kritisch mit der von Gesundheitsminister Lauterbach initiierten Krankenhausreform auseinander und weist besonders auf deren negative Auswirkungen auf eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung im ländlichen Raum hin. Vor diesem Hintergrund fordert der Diözesanrat den Erhalt einer bürgernahen, bedarfsgerechten Krankenhauslandschaft. 

Die Debatte um die Kürzung der Religionsstunden in der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Grundschulen in Bayern zugunsten der Fächer Deutsch und Mathematik wegen der schlechten Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler in der letzten Pisa-Studie veranlasste den Diözesanrat zu einer Stellungnahme bezüglich der Relevanz des Religionsunterrichts. Darin heißt es: „Der Religionsunterricht ist ein unverzichtbarer Teil schulischen Lernens. Kinder haben das Recht daran teilzunehmen in dem zeitlichen Rahmen, der ihrem Suchen und Fragen entspricht und ihre Entwicklung unterstützt und fördert.“ 

Aus unserer Diözese, der Kirche und der Welt 

Ulrichsjubiläum 

Am 28. Dezember wurde anlässlich des elfhundertsten Jubiläums der Bischofsweihe des Hl. Ulrich ein Pontifikalamt im Hohen Dom mit dem päpstlichen Sondergesandten Kardinal Christoph Schönborn aus Wien gefeiert. 

Beim anschließenden Festakt im Goldenen Saal im Augsburger Rathaus würdigte Manfred Weber, der Fraktionsvorsitzende der EVP im Europaparlament, Bischof Ulrich als großen Europäer. 

Vorausgegangen war am Abend des 27. Dezember im Rahmen einer Lichterprozession die Übertragung des Ulrichsschreins von der Basilika St. Ulrich und Afra zum Dom. 

Beim Ulrichsfest für Klein und Groß am 6. Juli können sich Diözesanratsmitglieder als sog. „Schutzengel“, d.h. als Helfer, beteiligen. 

Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg 

Vom 19. bis 22. Februar tagte die DBK im Haus Sankt Ulrich in Augsburg. Der Tagesordnungspunkt „Beschluss einer Satzung für den Synodalen Ausschuss“ wurde dabei nach Einwänden Roms zu Beginn kurzfristig von der Tagesordnung genommen. Vergangenen Montag hat nun der Ständige Rat der Bischofskonferenz in Würzburg die Satzung für den Synodalen Ausschuss verabschiedet. 

Am 21. Februar, also am Mitwoch der Vollversammlung der DBK, nahmen Frau Hirner, Frau Kofend und ich am „Abend der Vertreter des Bistums“ teil und konnten dabei zahlreiche und interessante Gespräche führen. 

Ottobeurer Europatagung, Europawahl und Augsburger Europawochen 

Im Rahmen des Ulrichsjubiläums fand am 20./21. April die Europatagung in Ottobeuren unter dem Leitgedanken „Das Haus Europa gemeinsam weiterbauen“ stat. Die christlichen Werte und deren heutige Tragfähigkeit und Relevanz für Europa und der Blick in die Zukunft auf das Europa von Morgen waren Grundlage für das Europamanifest, das von Bischof Dr. Bertram Meier, von Markus Ferber und Abt Johannes Schaber gemeinsam unterzeichnet wurde. Dabei wurden Menschenwürde und Menschenrechte, Frieden und Toleranz, Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sowie der verantwortete Umgang mit der Schöpfung als Grundlagen für ein Europa herausgestellt, das Impulsgeber und verlässlicher Partner in der Weltgemeinschaft sein soll, das die Werte- und Kulturgemeinschaft fördern, ein verlässliches Fundament für die jungen Generationen sein soll, die Erinnerungskultur wachhalten und sich gemäß der Subsidiarität und der Solidarität einer humanen und christlich geprägten Gesellschaftsordnung der sozialen Fragen unserer Zeit annehmen soll. Da es keine sinnvolle Alternative zur Europäischen Einheit gibt, ist es unser zutiefst christlicher Auftrag, am gemeinsamen Haus Europa weiterzubauen. 

Zusammen mit Bischof Bertram veröffentlicht der Diözesanrat einen Wahlaufruf zur Europawahl. 

Der Sachausschuss „Europa und Welt“ wird sich mit einem Infostand auf dem Rathausplatz an den Augsburger Europatagen am 4. Mai beteiligen. Es singt der Chor der Partnerdiözese Königgrätz in Tschechien. 

Auszeichnung für Dr. Herbert Veh 

Am 13. Dezember 2023 erhielt Herr Dr. Herbert Veh aus der Hand von Bischof Bertram die päpstliche Urkunde mit der Auszeichnung „Riter des St. Silvesterordens“. Dr. Veh war 28 Jahre lang Mitglied des Diözesanrates, davon 7 Jahre stellvertretender Vorsitzender und treibende Kraft in verschiedenen Sachausschüssen. Mit großem juristischem Sachverstand hat er bei der Erstellung der Satzungen für die pastoralen Laiengremien mitgewirkt. 

Als überzeugter Christ brachte sich der ehemalige Präsident des Landgerichts Augsburg stets differenziert in der Argumentation, wertschätzend im Stil und mit feinem Humor gewürzt in die Debatten ein. 

Neues aus der Geschäftsstelle 

Seit dem 1. Februar verstärkt Herr Oliver Lang als neuer Verwaltungsangestellter das Büroteam der Geschäftsstelle. 

Frau Karin Alletsee hat am 1. Dezember die Stelle der Theologischen Referentin im Diözesanrat angetreten. Als Diplom-Theologin und Magister-Pädagogin leitete sie zuvor die Regionalstelle Süd des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ in Ulm und war vorher lange Zeit als Bildungsreferentin beim Kolpingwerk Paderborn tätig. 

Frau Alletsee, die mit der Gremienarbeit bestens vertraut ist, unterstützt mich, den Vorstand und die Sachausschüsse tatkräftigst in allen theologischen Fragen und auch in allen Angelegenheiten, die den Weltauftrag betreffen. 

Dank 

Von Herzen danke ich allen Mitgliedern des Diözesanrates für ihr großes Engagement in der Vollversammlung, in den Sachausschüssen und in der Arbeitsgruppe, 

den Mitgliedern des Vorstandes für alle beratende Unterstützung, 

meinen Stellvertretern im Geschäftsführenden Vorstand, Frau Sieglinde Hirner und Herrn Martin Gregori, für die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit, 

Herrn Generalvikar Msgr. Dr. Wolfgang Hacker als Bischöflichem Beauftragten für den Diözesanrat für das gute Miteinander, die klugen Ratschläge und die enge Verbindung zur Bistumsleitung, 

der Geschäftsführerin, Frau Susanne Kofend, für das souveräne Führen der Geschäftsstelle und die perfekte Organisation der gesamten Abläufe, der theologischen Referentin, Frau Karin Alletsee, für die fundierte theologische Unterstützung, für das monatliche Erstellen des Newsleters und für vieles mehr. 

Mein besonderer Dank gilt darüber hinaus dem Sekretariat mit Frau Malgorzata Brandmair, Frau Sandra Mollenhauer und Herrn Oliver Lang für ihr sorgfältiges Tun und für ihre stets freundliche und zuvorkommende Art. 

Ein herzliches Vergelt’s Gott Ihnen allen! 26. April 2024 

Hildegard Schütz 

Diözesanratsvorsitzende 

30.04.2024 - Bistum Augsburg , Gremien